Die Ordnung der Stadt findet ihren eindeutigen Ausdruck im Stadtgrundriß. Aus vielfältigen Einflußfaktoren und stadtbildenden Kräften geformt ist diese Ordnung eine über Jahrhunderte gewachsene.
Aufgabe des WB Eberswalde war den durch Kriegseinwirkungen und städte-baulichen Kahlschlag formal wie wirtschaftlich geschwächten Altstadtkern durch ein städtebauliches Gesamt-konzept zwischen Markt- und Kirchplatz zu revitalisieren.
Prinzip des Entwurfs ist eine zeitgemäße Umdeutung traditioneller Stadtthemen unter Berücksichtigung von Nutzungs-anforderungen u. wirtschaftlichen Kriterien; Wachstum ist sein Strukturprinzip.
- Der Stadtgrundriß wird in seinen wesentlichen Grundzügen durch eine innerstädtische Bebauungsdichte gestrafft wieder erlebbar gemacht und gewinnt die Wirkkraft historischer Stadträume mit einer zeitgemäßen Bebauung wieder. Die vorhandenen landschaftlichen Qualitäten werden bereichernd in die neuen Stadträume integriert und unterstreichen den traditionellen Landschaftsbezug der Stadt.
- Der historische Stadtbaustein „Parzelle“ wird als Ausgangspunkt einer Partitur der Stadtentwicklung aufgegriffen, um auch die heutigen, größeren Bebauungseinheiten mit einer dem Ort angemessenen Maßstäblichkeit zu versehen. Angesichts der komplizierten Eigentumsverhältnisse wird eine Umsetzung des Bebauungskonzepts in flexiblen Bebauungseinheiten gewährleistet.
Die Bebauungsblöcke werden durch ein zweites System an öffentlichen und informellen Fußwegen durchzogen, die im Erdgeschoßbereich die einzelnen Hauseinheiten voneinander trennen. Geschäfte und Läden werden im Erdgeschoß durch an die traditionellen Scharrenarchitekturen der Marktstände im Rathaus erinnernde hölzerne Körper ausgebildet. Entsprechend der jeweiligen Anforderungen des Ladenbetreibers können diese anhand eines typologischen Kataloges differenziert werden, die Materialität bleibt verbindlich.
- Die neuen, geöffneten Stadtblöcke wirken als Großform wie als Konglomerat keinerer Einheiten. Aus einzelnen, klar ablesbaren Baukörpern gefügt zeichnen sie sich durch die städtische Nutzungsmischung (Geschäfte, Gewerbe, Wohnen) und eine differenzierte Maßstäblichkeit aus. Städtische und landschaftliche Architekturthemen von Eberswalde (Eckhaustypus, hölzerne Gartenanbauten) sind Bestandteil der neuen Ordnung und werden traditionell wie neuartig übersetzt.
So wurde aus der Erweiterung des Landschaftlichen um den Himmel als dominates Landschaftselement in der Stadt ein neuartiger Dachtypus entwickelt, der die ruhige, feinstrukturierte Dachsilhouette der traditionellen Stadthäuser mit den Anforderungen an die Nutzung des Dachraumes verknüpft: Die Dächer werden als hinterglaste Balloonframeloggien mit hölzerner Lamellierung ausgebildet, die die massiven Bebauungsblöcke solitärhaft strukturieren.
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