Realisierungswettbewerb Identität und Gestalt der Stadtanlage von Bühl wie auch ihrer traditionellen Hausformen gründen in einem historisch gewachsenen Dialog von Landschafts-raum, Stadtorganismus und Architektur. Der Entwurf der Bibliothek und Realschule in Bühl interpretiert diese Tradition in der architektonischen Über-setzung von Landschaftstypologien - Weinberg, Baumhain und Obstspalier - räumlich wie baulich neu: Im drei gestuften Landschaftsraum aus Rheinebene, Vorbergzone und Schwarzwaldhöhenzug besetzt der Stadtkern das Wegekreuz am Übergang von Tal zu Berg. Diese Grenzlage spricht sich auch in den 2 unter-schiedlichen Stadthälften aus: der rund arrondierten Berghälfte an den Weinbergen und der linear orthogonalen Talhälfte zu den Obstfeldern hin. Zwischen beiden Stadthälften wird eine neue Sequenz platzartig geweiteter Stadträume und Gärten aufgespannt. Stellung und Maßstäblichkeit der beiden Neubauten von Bibliothek und Schule bilden mit der vorhandenen Bebauung klar gefasste städtische Räume und stärken die landschaftliche Transparenz des Stadtraums.
Die Bibliothek thematisiert das landschaftliche Bild des Obstbaumhains mit Weinberg: Ein Feld aus Stahlbeton-Pilzstützen bildet einen architektonischen Baumhain mit Lichtungen, in dem die Lesesaalbereiche der Bibliothek liegen. Die Konzeption einer begehbaren Landschaft mit leichtem Zugang zu Wissen wird mittels serpentinenartig geführter Rampen räumlich. Durch die topographische Staffelung des Kinder-Weinbergs entstehen den Nutzungen entsprechende Raumhöhen mit unterschiedlicher Offenheit bzw. Intimität. „Buchhecken“-Formationen gliedern die Terrassen. Das gefaltete Stahlbetondach bildet tiefe Pflanzbecken für eine intensive Dachbegrünung, die in der Aufsicht den Eindruck eines angehobenen Gartens erzeugt.